Die Wohntrends in der Schweiz

Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Alterung und Individualisierung: Diverse Megatrends beeinflussen die Art, wie wir in der Zukunft leben werden. Mit Einfluss auf den Immobilienmarkt und die Anforderungen an die Rahmenbedingungen.

Die Schweiz wächst: In den letzten 20 Jahren hat die Bevölkerung um 20 Prozent zuge­nommen auf inzwischen über 8,7 Millionen Menschen. Im Jahr 2050 sollen es sogar 10,4 Millionen sein, besagt die Prognose des Bundesamtes für Statistik. Bereits dies muss zu einer verdichteteren Bauweise in der Schweiz führen. Neben dem verdichteten Bauen gibt es aber weitere Megatrends, die bestimmen, wie wir morgen leben werden und auf die die Politik und Wirtschaft richtig reagieren müssen:

Digitalisierung

Das «Smart Home» ermöglicht die Steuerung diverser Geräte im Haushalt mittels Smartphone oder Tab­let auch aus der Ferne. Aktuell beliebt sind etwa das «smarte» Steuern von Lampen, der Zugriff auf die Überwachungskamera via Internet, die Anpassung der Heiztemperatur via App oder auf Staubsaug- sowie Mähroboter. Kommt der Durchbruch des 5G-Internets, dürfte es künftig noch weite­re Neuerungen im Smart-Home-Bereich geben, die den Alltag zweifelsohne erleichtern können.

Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeitskriterien stehen bei Neubauten und Sanierungen stark im Fokus. Häufig geht es dabei um eine Reduktion der CO2-Emissionen. Sparsam mit Ressourcen umzugehen bringt weitere Trends im Wohnbereich hervor: Etwa Urban Gardening, bei dem in der Stadt auch auf kleinen Flächen, wie etwa dem eigenen Balkon, Gemüse und Kräuter zur Selbstversorgung angepflanzt werden. Eine ressourcenschonende Art zu leben sind auch die sogenannten «Tiny Houses» sowie Mikrowohnungen, die in der Regel um die 20 bis 35 Quadratmeter Fläche bieten. Zweitgenannte Wohnform könnte etwa in Zentren, wo Wohnraum sehr knapp und teuer ist, an Bedeutung gewinnen.

Alterung der Bevölkerung

Der Anteil älterer Personen an der Gesamtbevölkerung nimmt stetig zu. Daher gewinnt auch das Wohnen im Alter weiter an Bedeutung, was sowohl Einfluss auf die Nachfrage nach den verschiedenen Wohnungsgrössen als auch auf die Wohnform hat. Immer weniger ältere Personen wollen in ein klassisches Altersheim wechseln. Bis ins hohe Alter selbststän­dig zu sein, ist der Wunsch vieler. So gibt es etwa Alterswohngemeinschaften, wo mehrere ältere Personen sich ein Einfamilienhaus teilen oder Seniorensiedlungen für selbständige Lebensweisen. Wieder häufiger sieht man auch das Mehrgenerationen-Wohnen, wo Jung und Alt sich einen Haushalt teilen.

Individualisierung

Es gibt diverse alternative Wohnformen, die sich innerhalb von Nischen einer gewissen Beliebtheit er­freuen, sich aber kaum grossflächig durchsetzen werden. Dazu gehören etwa Clusterwohnungen (Kom­bination von Kleinstwohnungen und Wohngemeinschaft), Wohnateliers (Kombination von Wohn- und frei nutzbaren Atelierflächen), Serviced Apartments (möbliertes Apartment für kurze, mittlere und längere Auf­enthalte) und Co-Living (gemeinschaftliches Wohnen auf Zeit).

Auswirkungen auf die Branche

Produzenten in einer freien Marktwirtschaft werden und müssen das produzieren, was nachgefragt ist. Reagieren auf Trends und geben diese oft sogar vor. Grundlage dafür sind entsprechende Hilfsmittel und Rahmenbedingungen. Staatliche Regolatorien und Gesetze haben darauf in erster Linie zu achten – beginnend beim Baurecht und endend bei der Finanzbranche. Weniger ist mehr – gerade im Zusammenspiel von Staat und Privatwirtschaft. Wohin die Reise der Branche in Zukunft geht, hängt stark auch vom Verhalten der Politik ab und auch politischen Strömungen ab.

Roman Steiger, Inhaber RE/MAX Winterthur